Sommer 2023 – Wenn das Kausystem Probleme bereitet
Ober- und Unterkiefer, Zähne, Kaumuskeln und Kiefergelenke – zusammen ergeben sie das komplexe Gefüge unseres Kausystems. Im Normalzustand befinden sich die einzelnen Bestandteile in einem perfekten Gleichgewicht und arbeiten harmonisch zusammen.
Dieses Zusammenspiel kann jedoch aus verschiedenen Gründen „aus dem Takt“ geraten. Da beim Kauen enorme Kräfte wirken, führen eventuell bereits kleine Fehlbelastungen (z. B. durch Zahnfehlstellungen, zu hohe Füllungen, nicht passgenaue Kronen und Brücken oder häufiges Zähneknirschen) dazu, dass das komplexe System gestört wird. Die Auswirkungen beschränken sich dann häufig nicht nur auf den Kiefer, sondern können auch andere Körperregionen betreffen. Der Kiefer ist nämlich über ein vielschichtiges System aus Nervensträngen, Muskeln und Bändern mit dem Mittelohr, dem Kopf, der Halswirbelsäule und dem Rücken verbunden. Eine Kiefergelenksstörung wird in der Fachsprache Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) genannt.
CMD und körperliche Beschwerden
Liegt die Ursache im Zusammenbiss, sind sogenannte absteigende Symptomatiken wie Verspannungen der Kau- und Nackenmuskulatur manchmal die Folge. Auch Gelenkarthrosen, Knorpelschäden und Entzündungen können mit einer CMD in Verbindung gebracht werden.
Umgekehrt verhält es sich bei einer aufsteigenden Symptomatik. Eine Fehlfunktion des Kiefergelenks hat ihre Ursache hierbei im unteren Körperbereich, z. B. ausgelöst durch einen Beckenschiefstand. Durch eine sogenannte Symptomkette wird der Beckenschiefstand über die Wirbelsäule bis zum Kiefergelenk übertragen.
Umfassende Diagnostik entscheidend
Die Symptome einer Kiefergelenksstörung sind äußerst vielfältig und die Beschwerden individuell unterschiedlich. Zur Feststellung einer CMD ist daher eine umfassende Diagnostik unabdingbar. Bei der sogenannten klinischen Funktionsdiagnostik werden die Kiefergelenke auf Knack- oder Reibegeräusche und die Muskulatur auf Verspannungen untersucht. Falls notwendig, kommt in einem weiteren Schritt ein sogenannter Gesichtsbogen zum Einsatz (instrumentelle Funktionsdiagnostik). Mithilfe dieses Messgestells wird die exakte Position des Oberkiefers zum Schädel erfasst. Bei Bedarf können noch digitale Hightech-Messverfahren eingesetzt werden.
Therapiemöglichkeiten bei CMD
Zur Optimierung der Bisssituation und zur Entlastung der Kiefergelenke empfehlen sich spezielle therapeutische CMD-Schienen (z. B. Entspannungs- oder Knirscherschienen). Ist eine ungenau verarbeitete Zahnfüllung oder ein fehlerhafter Zahnersatz der Auslöser für die CMD, kann eine Korrektur bzw. ein Austausch der Versorgung durch den Zahnarzt das Problem bereits lösen.
Ratsam ist zudem meist eine begleitende Therapie durch einen Physiotherapeuten, Orthopäden oder Osteopathen.
Sie haben Fragen zur Behandlung einer CMD? Wir beantworten sie Ihnen gern.